
Das eigene Buch: Meine ersten Erfahrungen mit dem Lektorat
veröffentlicht am 13.11.2020 von Christian Schultz
Seit einiger Zeit ist das Manuskript zu meinem ersten Buch fertig. Wenn Du mehr über den Entstehungsprozess während der letzten Monate erfahren möchtest, kannst Du das in diesem Beitrag nachlesen. Obwohl ich schon zuvor einige Erfahrungen mit dem Self-Publishing gemacht habe – also dem Herausgeben von Büchern ohne Verlag – wollte ich es diesmal anders angehen.
Bisher habe ich ausschließlich Sachbücher publiziert. Selbstverständlich habe ich diese ebenfalls von mehreren Personen korrigieren lassen, ein professionelles Lektorat habe ich mir allerdings gespart. Hintergrund: Ich wollte ganz bewusst nicht, dass mein Schreibstil durch den Lektor verändert wird. Das mag selbstverliebt und abgehoben klingen – dieser Punkt war mir aber wichtig.
Doch für meinen ersten Roman wollte ich anders vorgehen. Ich wusste, dass das Buch vielleicht sauber geschrieben ist. Aber vor allem die innere Logik, die Entwicklung von Figuren und auch die Struktur der einzelnen Kapitel wollte ich vor der Veröffentlichung unbedingt von einem Profi durchsehen lassen. Das eigene Werk betrachtet man immer anders als das, was eine zweite Person geschrieben hat.
Also habe ich in einschlägigen Portalen nach einem geeigneten Lektor gesucht.
Meine Suche nach dem passenden Lektorat
Leichter gesagt als getan. Es gibt ein umfangreiches Register, in dem sich Lektoren und andere Dienstleister präsentieren können. Hier habe ich nach einigem Suchen auch vielversprechende Kandidaten gefunden.
Die erste Überraschung: Meine ersten Kontaktaufnahmen per Mail blieben unbeantwortet. Ganz ehrlich: Ich hatte gedacht, dass die meisten Freiberufler in der Branche über jeden Auftrag erfreut wären. Umso merkwürdiger fand ich es, dass meine ersten drei Mails im Nichts verliefen!
Kein Problem, ich habe also weiter recherchiert und bin schlussendlich bei einer jungen Lektorin aus Hamburg fündig geworden. Ihre Seite sah professionell aus, die Angebote wirkten seriös. Und schon nach wenigen Stunden erhielt ich eine Antwort.
Die Vorgehensweise beim Lektorat
Meine Lektorin bot mir einen bestimmten Time-Slot an, in dem sie das Buch durchsehen und bearbeiten würde. Dafür musste ich eine Anzahlung in Höhe von 30 Prozent der Gesamtsumme leisten.
Stichwort „Kosten“. So ein Lektorat ist nicht billig. In der Regel richtet sich der Preis nach der Anzahl der Standardseiten. Da mein Manuskript knapp 300 Seiten umfasst, bin ich für das Lektorat ganz schön in Vorleistung getreten. Alles in allem kostet mich die professionelle Durchsicht mehr als 2000 Euro – ein in der Branche jedoch üblicher Preis.
Klar habe ich längere Zeit darüber nachgedacht: Wird sich das Buch so gut verkaufen, so dass ich diese Auslagen wieder aufhole? Wie viele Bücher muss ich überhaupt verkaufen, um in die grünen Zahlen zu kommen? Am Ende entschied dann mein erster Gedanke darüber, was ich mache: Ohne Lektorat wollte ich den Roman nicht veröffentlichen. Außerdem kann ich die Kosten von der Steuer absetzen.
So ist es bisher mit der Lektorin gelaufen
Bisher bin ich mit der Arbeit der Lektorin sehr zufrieden. Schon sehr schnell nach der Übersendung meines Manuskriptes hat sie sich zurückgemeldet und mir ihre ersten Eindrücke geschildert. Darin hat sie sogleich die ersten Vorschläge unterbreitet, was insbesondere im Aufbau und bei der Erzählperspektive geändert werden sollte. Auch zum Marketing – Buchtitel, Zielgruppe – hatte sie einige gute Hinweise.
Zu Beginn habe ich erst einmal allen Änderungsvorschlägen zugestimmt. Und dann kam die erste überarbeitete Version.
Wow, da musste ich doch einmal tief durchatmen. An einigen Stellen hat die Lektorin doch ganz schön gestrichen. Auch Szenen, die mir sehr am Herzen lagen, sind dem Rotstift zum Opfer gefallen. Meine erste Reaktion war: Das geht doch nicht. Das muss doch drin bleiben. Und so – oder ähnlich – habe ich es ihr auch zurückgemeldet.
Ihre Antwort: Natürlich entscheidet am Ende der Autor, wie die finale Fassung aussieht. Doch bei bestimmten Szenen hat sie mich gebeten, auch ihre Sichtweise noch einmal zu überdenken. Wir sind nun so verblieben, dass sie zunächst auf Basis von ihrer Version zu Ende lektoriert. Jetzt geht es vor allem um Stilfragen und letzte Rechtschreibfehler.
Mein Buch, mein Baby
Für mich persönlich habe ich den Entschluss gefasst, diese letzte Version des Lektorats abzuwarten und das Buch dann noch einmal möglichst vorurteilsfrei zu lesen. Von der ersten bis zur letzten Seite. Vielleicht gebe ich diese Version auch noch mal einem Freund. Erst dann werde ich entscheiden, ob die eine oder andere Szene, die dem Lektorat zum Opfer gefallen ist, doch noch ein Revival erlebt.
Vielleicht tue ich mich gerade deshalb so schwer damit, größere Eingriffe in das Manuskript hinzunehmen, weil es mein erster Roman ist. Ich weiß es nicht. Aber ich habe mir vorgenommen, der neuen Version eine Chance zu geben. In der Regel hat der Lektor Recht – so habe ich es bisher von einigen Leuten gehört, die bereits über mehr Erfahrung im Selfpublishing verfügen.
Wann wird das Buch veröffentlicht?
Ich gehe davon aus, dass der finale Text bis Ende November fertig ist. Parallel bin ich gerade dabei, den Titel zu überdenken. Außerdem werden noch Fotos für die Autoren-Website gemacht. Dann fehlt nur noch das Buch-Cover, das ich ebenfalls in Auftrag geben muss. Wenn alles nach Plan läuft, kann mein Erstling Anfang Dezember bestellt werden – zunächst ausschließlich bei Amazon. Als Taschenbuch und E-Book.
Wie es auf dieser spannenden Reise weitergeht, werde ich natürlich weiterhin hier im Blog berichten. Bei Fragen kontaktiere mich gern per Mail: